Schutzbach, Franziska: Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit
Droemer Verlag 2021, Fr. 24.90
ISBN 978-3-426-27858-1
E-Book 978-3-426-46202-7, Fr. 17.00
Frauen haben heute angeblich so viele Entscheidungsmöglichkeiten wie nie zuvor. Und sind gleichzeitig so erschöpft wie nie zuvor. Denn nach wie vor wird von ihnen verlangt, permanent verfügbar zu sein. Die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach schreibt über ein System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt – und darüber, wie Frauen sich dagegen auflehnen und alles verändern: ihr Leben und die Gesellschaft.
Ein kluger und fundierter Beitrag zu einer anhaltend aktuellen Debatte. Am Freitag, 26. November, findet in der Grabenhalle eine Lesung mit Gespräch und Diskussion mit Franziska Schutzbach statt. Ihre Gesprächspartnerin ist Annick Bosshart, Mitarbeiterin der Fachstelle Kultur in Zürich. Türöffnung ist um 19:30 Uhr, der Beginn der Veranstaltung um 20:00 Uhr.
Handbuch Neue Schweiz
Diaphanes 2021, Fr. 47.90
ISBN 978-3-0358-0403-4
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint Essays, biografische Stories, literarische Texte, ein umfangreiches Glossar und eine Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Dies ist ein Buch von Vielen, ein Akt kollektiver Wissensbildung.
Redaktionsteam: Anisha Imhasly, Rohit Jain, Manuel Krebs, Tarek Naguib, Shirana Shahbazi.
Mit Texten von Said Adrus, Cenk Akdoganbulut, Izabel Barros, Yania Betancourt Garcia, Léa Aimée Birrer, BlaSh, Irena Brezná,, Ntando Cele, Pascal Claude, Serena Owusua Dankwa, Paola De Martin, Asmaa Dehbi, Fanny de Weck, Kadiatou Diallo, Mo Diener, Jovita dos Santos Pinto, Rahel El-Maawi, Samira El-Maawi, Kijan Espahangizi, Nina Fargahi, Michael Felix Grieder, Dominik Gross, Charles Heller, Anisha Imhasly, Rohit Jain, Shpresa Jashari, Jurczok 1001, Mardoché Kabengele, Renato Kaiser, Meral Kaya, Milenko Lazic, Katharina Morawek, Fatima Moumouni, Melinda Nadj Abonji, Marianne Naeff, Tarek Naguib, André Nicacio Lima, Simon Noori, Massimo Perinelli, Maria-Cecilia Quadri, Dragica Rajcic Holzner, Nora Refaeil, Roma Jam Session art Kollektiv, Bafta Sarbo, Sarah Schilliger, Franziska Schutzbach, Schwarzfeministisches Kollektiv, Henri Michel Yéré.
Mit Bildbeiträgen von Denise Bertschi, Nicolas Faure, Shamiran Istifan, Lhaga Namlha Koondhor, Anne Morgenstern, Markus Nebel, Cat Tuong Nguyen, Aleksandar Pertemov, Guadalupe Ruiz, Rico Scagliola & Michael Meier, Shirana Shahbazi, Jiajia Zhang.
Vernissage in der Hauptpost St. Gallen am 14. Dezember um 19:30 Uhr.
Distelhorst, Lars: Kulturelle Aneignung
Nautilus 2021, Fr. 24.90
ISBN 978-3-96054-268-1
E-Book 978-3-96054-269-8, Fr. 17.00
Keine Frage – in Kunst und Kultur und der Entwicklung der Menschheit überhaupt hat es immer Übernahmen und Aneignungen von Techniken, Fertigkeiten, Motiven usw. gegeben. Man lernt ja voneinander. Doch darum geht es hier nicht. Kultureller Austausch ist etwas anderes als kulturelle Aneignung.Lars Distelhorst schreibt aus der selbstreflektierten Perspektive eines Weissen über einen aktuell so populären wie unzureichend theoretisierten Begriff, der ein bemerkenswertes Affektpotenzial hat: Ob es um Faschingskostüme oder um Dreadlocks geht, um Soulmusik oder Yoga – die Diskussion kocht sehr schnell hoch.Distelhorst veranschaulicht zunächst anhand der Reaktionen auf die Empfehlung einer Hamburger Kita im Jahr 2019, die Kinder zum Fasching nicht als »Indianer« zu verkleiden, und eines kurzen Abrisses der deutschen Kolonialgeschichte den Zusammenhang zwischen Mikro- und Makroebene von kultureller Aneignung. Er setzt sich mit verschiedenen Definitionen des Begriffs auseinander, vor allem mit dem oft unterstellten Zusammenhang mit essenzialistischen Kulturkonzeptionen, und analysiert drei Dimensionen der Aneignung: kolonialen Kulturraub, ungefragte Repräsentation anderer Kulturen und Konsum von Kultur als Ware. Schliesslich verknüpft Distelhorst kulturelle Aneignung mit einer kapitalismus- und rassismuskritischen Perspektive, um das Konzept für die Kritik von Dominanzverhältnissen fruchtbar zu machen, und lotet aus, was Antirassismus für weisse Menschen bedeuten kann.
Nakate, Vanessa: Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss
Rowohlt Polaris 2021, Fr. 22.90
ISBN 978-3-499-00763-7
E-Book 978-3-644-01158-8, Fr. 14.00
Die Klimaaktivistin Vanessa Nakate wächst in Uganda auf und erlebt, wie es Jahr für Jahr heisser wird, wie die Ernten immer kleiner ausfallen, Armut und Hunger grösser werden. Als sie sich 2019 mit dem Klimawandel auseinandersetzt, wird ihr klar: Wenn sie nicht handelt, wer dann? Denn während Afrika den geringsten Anteil an der Klimakrise zu verantworten hat, sind es Menschen in Eritrea, in Äthiopien und Nigeria, die schon jetzt am härtesten von den Konsequenzen der globalen Umweltverschmutzung betroffen sind. Ihre Geschichten müssen erzählt werden!
In ihrem Buch macht Vanessa deutlich, dass im Kampf gegen den Klimawandel alle Stimmen gehört werden müssen. Entstanden ist die inspirierende und ermutigende Autobiographie einer jungen Frau, die sich entgegen allen Widerständen unermüdlich für ihre Heimat, für Chancengleichheit und Klimagerechtigkeit engagiert.
Grill, Barholomäus: Afrika! Rückblicke in die Zukunft eines Kontinents
Siedler 2021, Fr. 30.90
ISBN 978-3-8275-0145-5
E-Book 978-3-641-27541-9, Fr. 24.00
Bartholomäus Grill, legendärer Afrika-Korrespondent der ZEIT und des SPIEGEL, zieht Bilanz: Wo steht Afrika heute, was wird die Zukunft bringen? Trotz Armut und grassierender Korruption birgt Afrika gewaltige Potenziale: Es ist der rohstoffreichste Kontinent der Erde mit einem grossen Reservoir an ungenutztem Agrarland. Und es hat eine junge, schnell wachsende Bevölkerung. Zudem eröffnet die digitale Revolution neue Horizonte. Zwar hat China überall seine Finger im Spiel, doch es kann afrikanische Lösungen geben für die afrikanischen Probleme, etwa durch die Rückbesinnung auf umweltschonende Produktionsformen und wirtschaftliche Alternativen zur westlichen Wachstumsreligion. Kann eine »zivilisatorische Wende« zur Rettung unseres Planeten von Afrika ausgehen? Aufgrund von Beobachtungen und Begegnungen, anhand packender Reportagen zeichnet Bartholomäus Grill das Bild eines vielschichtigen Kontinents im Aufbruch.
Strobl, Natascha: Radikalisierter Konservativismus. Eine Analyse
edition suhrkamp 2021, Fr. 22.90
ISBN 978-3-518-12782-7
Von der Krise der Sozialdemokratie ist allerorten die Rede. Doch auch viele traditionsreiche Mitte-rechts-Parteien befinden sich im Niedergang oder zumindest in einer Zwickmühle: Sollen sie sich für progressive urbane Milieus öffnen? Oder lieber ihr konservatives Profil schärfen? Während Angela Merkel für das eine Modell steht, repräsentieren Politiker wie Donald Trump oder Sebastian Kurz das andere. Sie sind Vertreter eines radikalisierten Konservatismus.
Natascha Strobl analysiert ihre rhetorischen und politischen Strategien. Sie zeigt, wie sie Ressentiments bedienen, um ihre Anhängerschaft zu mobilisieren, oder eigene Narrative erschaffen, um »Message Control« auszuüben und Kritik als Fake News abzutun. Statt inhaltlicher Auseinandersetzung suchen sie die Konfrontation. In ihren eigenen Parteien reduzieren sie die Demokratie, setzen auf kleine Beraterzirkel und Personalisierung. Dabei greifen sie, so Strobl, immer wieder auch auf die Methoden rechtsradikaler Bewegungen und Organisationen zurück.
Kämpferinnen
Mandelbaum Verlag 2021, Fr. 29.90
ISBN 978-3-85476-984-2
Sie sind Feministinnen. Sie brachten Frauenforschung an die Universitäten, machten Gewalt gegen Frauen öffentlich, erkämpften Frauenhäuser, deckten Frauendiskriminierung auf, entwickelten Gender-Studies. Sie erzählten die Geschichte der Frauen neu, drehten Filme, die mit Mythen aufräumten, belegten, dass es zu Patriarchat und Kapitalismus Alternativen gibt. Sie schrieben die ersten Frauenberichte. Sie wiesen nach, dass die Ökonomie auf einem Auge blind ist und die unbezahlte Arbeit der Frauen fürs Alltagsleben beharrlich ignoriert. Heute sind sie 75+ und kämpfen immer noch. Jede von ihnen wurde in ihrem Bereich Wegbereiterin. Dreizehn Autorinnen schreiben über sie und spinnen den Faden weiter. Damit das, was begonnen wurde, weitergetragen, weitererzählt, weitergeführt wird.
Stremmel, Jan: Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens
Knesebeck 2021, Fr. 30.90
ISBN 978-3-95728-515-7
Die Folgen unseres Konsums, greifbar gemacht anhand eindrücklicher Reportagen aus aller Welt
Im kenianischen Hinterland machen Arbeiterinnen auf einer Rosenfarm Überstunden, weil in Deutschland bald Valentinstag ist. Am Stadtrand von Kalkutta färben Bengalen ohne jede Schutzkleidung Unterhosen für europäische Discounter. Es sind diese Zusammenhänge zwischen unserem Leben im bequemen Europa und der harten Realität in Entwicklungsländern, die Jan Stremmel in zehn dringlichen wie mitreissenden Reportagen schildert. Er zeigt, dass unser Alltag nur möglich ist, weil wir unbequeme Arbeit dorthin ausgelagert haben, dass unser Konsum Teil des Problems ist – und damit auch Teil der Lösung.
Innerhalb von fünf Jahren war Jan Stremmel in mehr als vierzig Ländern unterwegs. Fernab touristischer Hotspots oder traumhafter Strände besuchte er Orte, an denen die Auswirkungen unserer globalisierten Welt besonders deutlich sind -Textilfabriken in Asien, ausgetrocknete Seen in Kasachstan oder südamerikanische Kaffeeplantagen. Von seinen Eindrücken berichtet Stremmel in packenden, dicht erzählten Reportagen und deckt die Zusammenhänge zwischen unserem bequemen Europa und der harten Realität in den Entwicklungsländern auf. Seine Erzählungen bieten einen ehrlichen Einblick in das Leben als Reporter und lassen uns auch unseren täglichen Konsum überdenken.
Robinson, Andy: Gold, Öl und Avocados. Die neuen offenen Adern Lateinamerikas
Unrast 2021, Fr. 28.90
ISBN 978-3-89771-092-4
In seinem Klassiker „Die offenen Adern Lateinamerikas“ stellte Eduardo Galeano bereits 1972 fest: »Wir Lateinamerikaner sind arm, weil der Boden, auf dem wir stehen, reich ist.« Galeanos Buch war ein Standardwerk für eine ganze Generation von Linken, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts in vielen Ländern Lateinamerikas die Macht übernahm, darunter Lula da Silva, Evo Morales, Rafael Correa oder Hugo Chávez.Was ist seither in diesen Ländern geschehen? Andy Robinson folgte einigen der Reiserouten, die Galeano vor 50 Jahren genommen hat, und ist mit einer Sammlung persönlicher Reportagen voller Humor und klarer Worte zurückgekehrt. Jede Geschichte nimmt einen Rohstoff in den Blick, etwa Eisen, Gold, Öl, Soja, Rindfleisch oder – neuerdings – Avocados. Die Ausbeutung dieser Ressourcen veranschaulicht das Dilemma, mit dem der Kontinent konfrontiert ist: Wie kann man gerechtes Wachstum erreichen und Armut mindern, ohne dem Fluch der Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu erliegen?Robinson blickt in die noch immer offenen Adern Lateinamerikas und beschreibt schonungslos, was er vorfindet: sowohl ökologische als auch menschliche Katastrophen, die durch den Kampf um Ressourcen im frühen 21. Jahrhundert verursacht werden.
Kepel, Gilles: Chaos und Covid. Wie die Pandemie Nordafrika und den Nahen Osten verändert
Kunstmann Verlag 2021, Fr. 36.50
ISBN 978-3-95614-460-8
E-Book 978-3-95614-477-6, Fr. 21.45
Die Lage im Nahen Osten hat sich im Zuge von Pandemie und Ölpreisverfall zugespitzt. Die gesamte Region leidet unter der vom Virus erzwungenen wirtschaftlichen Stagnation. Im Schatten der prekären Lage werden neue Verbindungen geknüpft wie das durch die USA vermittelte Abraham-Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten, das den ehemaligen Feind zu einem Geschäftspartner macht. Die von den Muslimbrüdern geprägte schiitische Achse zwischen Türkei, Iran und Katar hingegen erhält gelegentlich Unterstützung durch Putin, auch Chinas Einfluss wächst. Und während Erdogan versucht, Istanbul wieder zum Weltzentrum des Islam zu machen, schlägt der Dschihadismus erneut in Europa zu, mittlerweile in seiner vierten Generation in Form eines »Stimmungsterrorismus«.
Mit gewohnt scharfem Blick und grosser Kenntnis setzt der renommierte Soziologe und Arabist Gilles Kepel in seinem neuen Buch die aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten, der Golfregion und in Nordafrika in den Kontext, den wir brauchen, um die Verschiebungen der geopolitischen Ordnung, wie wir sie kannten, zu verstehen.
Yunkaporta, Tyson: Sand Talk. Das Wissen der Aborigines und die Krisen der modernen Welt
Matthes und Seitz 2021, Fr. 38.90
ISBN 978-3-7518-0339-7
Wie indigenes Wissen die Welt retten kann. Eine Erzählung der Welt aus Sicht der Aborigines.
»Sand Talk« beschert dem Leser nichts weniger als einen Wechsel der Perspektive, von der aus wir die Krisen der modernen Welt betrachten und neu beurteilen können. Tyson Yunkaporta, Angehöriger des im australischen West Cape York beheimateten Apalech-Clans und Professor für Indigenes Wissen, vermittelt in diesem an Geschichten reichen Buch das tiefe, komplexe und prozesshafte Wissen der Aborigines. Ein Wissen, das aus der innigen und symbiotischen Beziehung zum Land und zu den Ahnen besteht und auf dem Denken in Geschichten und dem Erkennen von Mustern beruht. Es ist flüchtig wie die Zeichnungen, die bei den Zwiegesprächen oder den Unterhaltungen in der Gruppe in den Sand gezeichnet werden, und zugleich umfassend wie die Traumzeit. Es ist aber auch ein Wissen, das durch die westliche Zivilisation verheert wurde, die die weiten Gebiete Australiens ausgeplündert und die Kultur der Aborigines, die sich als Hüter des Landes verstehen, marginalisiert und verstümmelt hat. Yunkaporta macht dieses verschüttete Wissen lebendig und sucht in den Mustern der indigenen Kultur nach Möglichkeiten, die Moderne auf den Weg der Nachhaltigkeit zu führen.
Puchner, Martin: Die Sprache der Vagabunden. Eine Geschichte des Rotwelsch und das Geheimnis meiner Familie
Siedler 2021, Fr. 32.90
ISBN 978-3-8275-0149-3
E-Book 978-3-641-28232-5, Fr. 28. 00
Die unheimliche Macht der geheimen Worte – die bewegende Geschichte des Rotwelsch
Sie hinterliessen geheime Zeichen, um den Nachfolgenden anzuzeigen, wo man willkommen war und wo nicht. Und sie benutzten einen geheimen Code, um auf der Strasse zu überleben. Man nannte sie Vagabunden, Ausgestossene, fahrendes Volk. Ihre rätselhafte Sprache, das Rotwelsch, hat Martin Puchner schon in den siebziger Jahren als Kind in der fränkischen Provinz fasziniert. Viel später, als Professor in Harvard, wird er diesen Code als Wissenschaftler erforschen – und erkennen, dass auch seine eigene Familie mit dieser Sprache auf unheilvolle Weise verbunden ist. Ein bewegendes und anrührendes Buch über die unheimliche Macht der Worte – und ein dunkles Familiengeheimnis.
Mau, Steffen: Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert
C.H. Beck 2021, Fr. 21.90
ISBN 978-3-406-77570-3
E-Book 978-3-406-77576-5, Fr. 14.75
Der kosmopolitische Traum von einer grenzenlosen Welt hat in den letzten Jahren tiefe Risse bekommen. Aber war er überhaupt jemals realistisch? Steffen Mau zeigt, dass Grenzen im Zeitalter der Globalisierung von Anbeginn nicht offener gestaltet, sondern zu machtvollen Sortiermaschinen umgebaut wurden. Während ein kleiner Kreis Privilegierter heute nahezu überallhin reisen darf, bleibt die grosse Mehrheit der Weltbevölkerung weiterhin systematisch aussen vor.
Während die Mobilität von Menschen über Grenzen hinweg in den letzten Jahrzehnten stetig zunahm und Grenzen immer offener schienen, fand gleichzeitig eine in Wissenschaft und Öffentlichkeit unterschätzte Gegenentwicklung statt. Vielerorts ist es zu einer neuen Fortifizierung gekommen, zum Bau neuer abschreckender Mauern und militarisierter Grenzübergänge. Grenzen wurden zudem immer selektiver und – unterstützt durch die Digitalisierung – zu Smart Borders aufgerüstet. Und die Grenzkontrolle hat sich räumlich massiv ausgedehnt, ja ist zu einer globalen Unternehmung geworden, die sich vom Territorium ablöst. Der Soziologe Steffen Mau analysiert, auf welche Weise und mit welchen Mitteln die neuen Sortiermaschinen Mobilität und Immobilität zugleich schaffen: Für erwünschte Reisende sollen sich Grenzen wie Kaufhaustüren öffnen, für andere sollen sie fester denn je verschlossen bleiben. Nirgends tritt das Janusgesicht der Globalisierung deutlicher zutage als an den Grenzen des 21. Jahrhunderts.
Müller, Tobi: Play Pause Repeat. Was Pop und seine Geräte über uns erzählen
Hanser Berlin 2021, Fr. 32.50
ISBN 978-3-446-27110-4
E-Book 978-3-446-27180-7, Fr. 25.00
Pop und seine Geräte prägen uns alle. Vom Lieblingstape im Walkman zur passenden Playlist für jede Stimmung per Streaming-App – wir alle können unser Leben entlang popmusikalischer Highlights und dem dazugehörigen Abspielgerät erzählen. Doch was, wenn wir das Wechselspiel von Musik und Technik anders, abseits von reiner Unterhaltung betrachten? Tobi Müller widmet sich diesem komplexen Gefüge und zeigt, dass Pop als Phänomen schon da war, bevor es Popmusik gab. Denn erst im Zusammenspiel mit technologischer Innovation entfaltet sich seine produktive Wirkung. „Play Pause Repeat“ eröffnet einen radikal neuen Blick auf Pop – persönlich, musikalisch versiert und technologisch inspiriert.
Künzli, Stefan: Schweizer Rockpioniere. Eine Spurensuche in den rebellischen Gründerjahren
Zytglogge 2021, Fr. 49.00
ISBN 978-37296-5069-5
Wie und wann wurde die Schweiz vom Rock-Virus erfasst? Rock war die Musik des Protests und der Rebellion. Der laute, hemmungslose Sound einer Jugend, die gegen die Elterngeneration aufbegehrte und sich als Gegenkultur zur bürgerlichen Welt definierte. Rock schlug den Rhythmus der Selbstfindung und Emanzipation mit einem Lebensgefühl des Aus- und Aufbruchs. Die konservative Schweiz reagierte mit heftiger Ablehnung und blankem Unverständnis auf die langhaarigen Musiker mit ihren hedonistischen Erweckungsrufen. Doch es gab kein Halten mehr: Die Musik setzte sich durch.Aber wer war der erste Schweizer Rockmusiker? Wie hiess die erste Schweizer Rockband? Was war die erste Rock-Platte? Und überhaupt: Wer hat den Mundart Rock erfunden? Das Buch taucht ein in die Gründerjahre der Schweizer Rockmusik in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre und beschreibt deren Entwicklung bis Ende der 1970er-Jahre. Eine Zeitreise zu den Wurzeln unserer musikalischen Gegenwart für alle, die damals dabei waren, und diejenigen, die wissen möchten, was sie verpasst haben.
Bewegung tut gut. Rote Fabrik
Limmat Verlag 2021, Fr. 46.00
ISBN 978-3-03926-008-9
Mitten in der Jugendrevolte wurde 1980 die Rote Fabrik als alternatives Kulturzentrum in Zürich eröffnet. Dieses Buch blickt zurück auf die Vorgeschichte und erzählt die Geschichte von Zürichs Alternativkultur bis heute, die mit Widerstand beginnt und mit der Etablierung eines neuen Kulturverständnisses endet, zu dessen Symbol die Rote Fabrik wurde. Die Beiträge setzen sich kritisch mit der Gegenwart und dem betrieblichen Selbstverständnis auseinander, sie erzählen Geschichten von vor und hinter den Kulissen. Erstmals wurden für dieses Buch die Archivschätze gehoben und unzählige Dokumente und Fotos gesichtet und eingeordnet.Mit Beiträgen von Philipp Anz, Nadine Zberg, Daniel Hitzig, Michelle Steinbeck, Stephan Pörtner, Katja Baigger, Stefan Busz, Michael Hiltbrunner, Viola Rohner, Christoph Müller, Esther Banz, Tan Wälchli, Philipp Klaus, Pablo Rohner, Rachel Mader, Geneva Moser, Nora Strassmann und Pete Mijnssen.
Taylor, Marianne: Eine Geschichte des Lebens, in zehneinhalb Arten erzählt
Kosmos 2021, Fr. 34.90
ISBN 978-3-440-17329-9
Welche Lebensformen würden Aliens mitnehmen, um in einem Museum das Leben auf der Erde zu zeigen? Anhand welcher Spezies liesse sich am besten erklären, was Leben ist und wie es funktioniert? Marianne Taylor versteht es, komplexe Sachverhalte der Evolution transparent zu machen und räumt auf mit so manchem landläufigen Halbwissen über die Entwicklung von Arten und Populationen. Ein Sachbuch auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, das komplexe Zusammenhänge mithilfe von Infografiken verständlich macht und einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten gibt..
Gampe, Jonas: Letzer Ausweg: Permakultur. So krempeln wir unsere Landwirtschaft um und sichern unser Überleben
Löwenzahn 2021, Fr. 37.50
ISBN 978-3-7066-2690-3
E-Book 978-3-7066-2914-0, Fr. 24.00
Dieses Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle gedruckt und bleibt plastikfrei unverpackt.
Unsere Welt steht vor ganz schön vielen Problemen: Klimakrise, Hungersnöte, mangelhafte Trinkwasserversorgung, Artensterben. Daran lässt sich nichts ändern? Oh doch. Wir müssen die Landwirtschaft umgraben – mit Permakultur! Denn: allein mit der Umgestaltung der landwirtschaftlichen Grundstruktur könnte die gesamte Menschheit in nur wenigen Jahren wieder klimaneutral sein. Die monokulturelle Landwirtschaft ist ein Modell von vorgestern. Ihre Folgen: Erosion, Schädlingsbefall und eine einseitige Nährstoffverarmung der Böden. Das heisst: weg von der Monokultur, hin zu mehr Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Wie das konkret funktionieren kann, erklärt Jonas Gampe in diesem Buch. Er liefert das nötige Hintergrundwissen rund um das Konzept Permakultur und zeigt, wie permakulturelle Bewirtschaftung funktioniert.
Jahn, Ruth: Schweizer Naturapotheke
Beobachter 2021, Fr. 39.00
ISBN 978-3-03875-380-3
Ergänzend zur Schulmedizin erfreuen sich Behandlungsmethoden und Naturheilmittel aus der traditionellen Schweizer Volks- und der Komplementärmedizin grosser Beliebtheit. Wie man mit Essigsocken Fieber senkt oder welche Kräutertees Halsweh lindern: Dieses Handbuch hilft, die eigene Gesundheit zu stärken, sich selbst zu kurieren und zu erkennen, wann eine ergänzende schulmedizinische Behandlung notwendig ist. Mit dem umfassenden Beschwerde Register lässt sich das jeweilige Leiden leicht und verlässlich zuordnen, einer Erkrankung kann vorgebeugt oder ein Symptom gelindert werden. Dieses Buch zeigt, wie welche Mittel wirken und wie man die benötigten Zutaten bereithält und zur Anwendung bringt – ob ein Frauen oder Männerleiden auftritt oder ein Kind krank wird. Entstanden ist das Buch in Zusammenarbeit mit den Fachspezialistinnen für Komplementärmedizin der St.-Peter-Apotheke Zürich.
May, Katherie: Überwintern. Wenn das Leben inne hält
Insel 2021, Fr. 30.90
ISBN 978-3-458-17958-0
E-Book 978-3-458-77072-5, Fr. 24.00
Es gibt Zeiten, da liegt unser Leben „auf Eis“ und wir fühlen uns wie aus der Welt gefallen. Durch eine Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen, durch Arbeitslosigkeit. Auch ein freudiges Ereignis wie die Geburt eines Kindes kann uns aus dem Gleichgewicht bringen. Katherine May nennt diese Zeiten des Rückzugs, die ihr selbst nur allzu vertraut sind, »Winter«. Und wie auch in der winterlichen Kälte alles ruht, um Kraft für den Frühling zu sammeln, so gibt May sich dem „Überwintern“ hin. Sie reist nach Tromsø zu den Polarlichtern, schwimmt im eisigen Meer, schwitzt in der Sauna und feiert das Winterfest Santa Lucia. Sie besinnt sich auf das Wesentliche und gibt sich der Ruhe und inneren Einkehr hin – bis sie sich wieder bereit fühlt, mit neuer Energie weiterzumachen.
Wir können uns unsere Winter nicht aussuchen. Aber wie wir überwintern, schon. Ein wunderbares Buch über die heilsame Kraft des Innehaltens.
Mendelsohn, Daniel: Flüchtige Umarmung. Von der Sehnsucht und der Suche nach Identität
Siedler 2021, Fr. 36.50
ISBN 978-3-8275-0065-6
E-Book 978-3-641-16331-0, Fr. 31.00
Aufgewachsen als Sohn eines Mathematikers in einem Vorort auf Long Island, treibt es Daniel Mendelsohn weg von zu Hause, um herauszufinden, wer er ist: Er stürzt sich in sein Studium der Altphilologie und erkennt sich in den Texten der griechischen Klassiker wieder; um seine Wurzeln zu ergründen, erforscht er die Geschichte seiner Familie, osteuropäischer Juden; in New York City wird er Teil der Schwulenszene; die Sehnsucht nach einer eigenen Familie erfüllt sich wider alle Erwartungen.
Ein leidenschaftliches Buch über die verschlungene Suche nach der eigenen Identität mit all den Konflikten, die damit einhergehen. Ein literarisch brillanter Streifzug – und eine Meditation über das Leben.
Gruber, Johannes / Flammer, Dominik / Müller, Sylvan: Honig der Alpen. Das kulinarische Erbe der Alpen. Von Imkern, Sortenhonigen und ihren Landschaften
AT Verlag 2021, Fr. 98.00
ISBN 978-3-03902-092-8
Wussten Sie, dass jeder Honigjahrgang einen eigenen Charakter hat? Dass Imker im Alpenraum rund 50 sortenreine Honige gewinnen können? Zum Beispiel Heidekrauthonig aus Graubünden, Wildlavendelhonig aus den Westalpen, Löwenzahnhonig aus dem Chiemgau oder Bastardindigohonig aus Friaul. Wie kein anderes Lebensmittel steht der Honig in einer engen Beziehung zur Landschaft, in der er gewonnen wird. Die Autoren stellen alle Sortenhonige des Alpenraums vor. Sie schildern die Geschichte und den Wandel der Honiggewinnung und erzählen von den Menschen, die sich mit diesem einzigartigen Produkt beschäftigen. Mit dieser ausdrucksstark bebilderten Dokumentation findet ein weiteres charakteristisches Lebensmittel seinen Platz in der beliebten Buchreihe.
Henry, Diana: Vom Guten so viel. Die genussvolle Kunst des Haushaltens entdecken
Ars Vivendi 2021, Fr. 43.90
ISBN 978-3-7472-0245-6
11 Kapitel mit unwiderstehlichen Rezepten, unter anderem zu Hülsenfrüchten, Fisch, Fleisch, Wildkräutern und Obst.
Die Gedanken und Gefühle ums Essen und Konsumieren ändern sich gerade bei vielen von uns. Dabei wissen wir ja schon lange, dass auch in der Küche weniger oft mehr sein kann. Diana Henry zeigt in Vom Guten so viel, wie man Einkäufe geschickter planen, Lebensmittel besser verwerten und Übriggebliebenes oder überreiche Ernten aus Garten und Natur ideal nutzen kann. Mit über 300 abwechslungsreichen Rezepten aus aller Welt und hilfreichen Tipps zum geschickten und nachhaltigen Fleischeinkauf.
Gut für Gesundheit, Umwelt und Geldbeutel. Zu jeder Jahreszeit aus Fülle der Natur schöpfen und die Resteverwertung zur Feier erklären.
Noel, Sasa / Grein, Heike: Brothandwerk. Brotrezepte und Bäckergeschichten aus der Schweiz
AT Verlag 2021, Fr. 39.90
ISBN 978-3-03902-074-4
Ein Stück frisches Brot, und die Welt ist in Ordnung. So einfach die Zutaten sind, so gross ist die Kunst, daraus knuspriges und aromatisches Brot zu backen. »Brothandwerk« ist eine Hommage an einen der ältesten Berufe: Es porträtiert 16 Bäckerinnen und Bäcker, die aus ganz unterschiedlichen Richtungen in die Backstube gefunden haben, die Tradition pflegen und das Handwerk weiterentwickeln. Sie haben den Autorinnen auch die Rezepte ihrer Charakterbrote verraten: Früchtebrot, Dinkel Seelen, Safranbrot – bald strömt der Duft dieser Spezialitäten aus dem heimischen Ofen. Damit das gelingt, vermittelt dieses Buch in einer Backschule grundlegendes Wissen zu Getreide, Ausrüstung und Verarbeitungsschritten. Es begleitet auf dem faszinierenden Weg vom Quellstück, Vorteig oder Sauerteig bis zum fertigen Laib, und macht deutlich, dass es eben nicht nur Mehl, Wasser und Salz braucht, sondern auch Zuwendung und Zeit.